Kajütengespräch mit Udo Sill
Ahoi und herzlich willkommen zu einem inspirierenden Kajütengespräch mit Udo Sill!
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🌟 Entdeckt den Unternehmer Udo Sill! 🌟
👤 Udo Sill, Inhaber eines Toom-Baumarkts in Geesthacht, ist mehr als nur ein Geschäftsführer. Mit über 30 Jahren Berufserfahrung bringt er nicht nur seinen Baumarkt, sondern auch andere Einzelhändler voran. Udo lebt seine Passion für den Handel und das Unternehmertum, indem er sein Wissen und seine Erfahrungen teilt, um anderen zum Erfolg zu verhelfen. Seine Tätigkeit endet nicht bei der Marktleitung; er engagiert sich leidenschaftlich in der Beratung anderer Einzelhändler und setzt sich für die Verbesserung von Kundenbeziehungen und Mitarbeiterengagement ein.
💭 “Man kann immer rumrechnen und sagen, was kostet das, wenn ich das mache? Und dann überlege ich noch ein halbes Jahr und am Ende bin ich keinen Schritt weiter und es ist nicht einfacher geworden.” – Udo Sill
🎧 Hören Sie das ganze Gespräch im neuesten Podcast des Neue Hanse Business Clubs und lassen Sie sich von Udo’s Energie und Entschlossenheit inspirieren!
Transkription Kajütengespräch mit Udo Sill
Ahoi und herzlich willkommen bei den Kajütengesprächen des Neue Hanse Business Clubs. Mein Name ist Doris Stegemann und zusammen mit Canan Ramrath unterhalten wir uns mit Udo Sill über seinen Werdegang, seine jetzige Position und seine Auffassung zum Thema “Mitarbeitende, Marketing und Nachhaltigkeit”.
Also, rein in die Kajüte und los geht’s!
Canan:
Ahoi Udo Sill. Schön, dass du heute mit in der Kajüte bist und wir dich unseren Zuhörenden vorstellen. Erzähl doch mal. Wer bist du denn, lieber Udo?
Udo:
Mein Name ist Udo Sill, ich bin 55 Jahre alt, komme aus Geesthacht, das ist in der Nähe von Hamburg, und dort betreibe ich einen Baumarkt.
Canan:
Wie ist denn der private Udo unterwegs? Erzähl doch mal.
Udo:
Also, es gibt nicht so viel Privates über mich zu berichten. Ich bin verheiratet, habe einen Sohn, der mittlerweile 25 Jahre als ist. Das Geschäft in Geesthacht betreibe ich mit meiner Frau zusammen. In der Zeit, in der ich Freizeit habe, nehme ich mir heraus, auch beruflich tätig zu sein. Ich habe mir letztendlich auf die Fahne geschrieben, andere Einzelhändler zu unterstützen, was so die Geschichte “Umsatzgewinnung, Mitarbeitergewinnung und Kundenbindung” angeht. Das ist dann im Prinzip meine Freizeit.
Canan:
Du machst also das, was du machst, gerne. Erzähl doch mal etwas zu dem Baumarkt. Du bist der Chef, hast das gegründet, was machst du mit deiner Frau. Und dann machst du noch andere Sachen in deiner Freizeit. Also, das klingt ja spannend. Erzähl doch mal.
Udo:
Also, ich habe den Baumarkt nicht gegründet, das ist ein Toom-Baumarkt und ich bin letztendlich wie ein Franchiser dort unterwegs. Seit 5 Jahren mache ich das selbständig, vorher war ich 25 Jahre in der gleichen Position, nur als Angestellter in einem anderen Markt, und hab mir halt irgendwann gedacht: Mensch, das, was du dort für andere machen kannst, kannst du auch für dich selbst tun. Dann habe ich gesagt, ok, ich mache mich damit selbständig. Und somit mache ich jetzt seit über 30 Jahren immer dasselbe, wenn man es mal so nimmt. Also, ich habe einen Baumarkt, ich habe viele Mitarbeitende, ich habe viele Kunden und versuche das jeden Tag ein bisschen besser zu machen, um einfach auch diese langläufige Geschichte “Baumarkt- und Mediamarktverkäufer werden ausgebildet im Verstecken”, sowas gibt es natürlich nicht, so eine Ausbildung – auszuräumen. Es liegt wahrscheinlich eher an der richtigen Einsatzplanung. Und das ist letztendlich das, was ich beruflich mache. Ich habe dort meine Frau mit reingenommen ins Geschäft, wir machen das zusammen und das passiert dann auch 24/7. Es kann schon mal sein, dass wir schon abends im Bett liegen und uns noch etwas einfällt und wir sagen, ach Mensch, da müssen wir morgen dran denken, dieses und jenes noch zu machen, und beim Frühstück sitzt man auch schon wieder da und sagt, Mensch, was machen wir denn heute? Ok, dafür ist es dann in der Firma andersherum, nämlich dass wir uns dann auch mal privat damit beschäftigen, wo fahren wir in den Urlaub hin oder was machen wir am Wochenende?
Canan:
Wer macht von euch denn was im Unternehmen?
Udo:
Na ja, letztendlich bin ich klassisch der Marktleiter, also im Prinzip bin ich Geschäftsführer, ich leite auch den Markt, bin für das Personal zuständig und meine Frau macht die ganzen Themen im Background, Verwaltung, Rechnungen und auch so ein bisschen das Personal an der Kasse, da die Einsatzplanung und Qualifizierung der Mitarbeitenden usw.
Canan:
Irgendwann hast du dir gedacht, jetzt als Baumarktleiter ist mir langweilig. Ich habe ja noch viel Zeit und ich hab Visionen und da möchte ich etwas anderes machen. Und dann hast du da noch eine Idee gehabt, noch etwas zusätzlich zu tun. Erzähl uns doch mal etwas dazu.
Udo:
Also, letztendlich erlebe ich das immer wieder, auch wenn ich selbst Kunde bin, aber auch, wenn wir in Gesprächen mit der wirtschaftlichen Vereinigung irgendwo unterwegs sind und ich spreche dort mit anderen Einzelhändlern über das Thema. Ich höre eben oft so dieses, ja, was der Online-Handel da macht, das macht uns das Leben schwer. Und das kann ich eben nicht ganz so nachvollziehen. Wenn ich mich mit den Geschäften dann befasse, sind es oft viele andere kleine Dinge. Also, ich sehe zum Beispiel nicht, wann hat denn das Geschäft geöffnet oder es ist eine Öffnungszeit handgeschrieben auf einem Zettel im Schaufenster. Ich betrete den Laden und da ist niemand, der “Guten Tag” sagt und mir weiterhelfen kann, weil er gerade an seinem Handy spielt oder Ware auspacken muss oder solche Geschichten. Natürlich gehe ich dann lieber zum Online-Handel, denn da kriege ich das Gleiche, nämlich keine Beratung, und ich habe vielleicht das Produkt auch schneller. Aber wenn wir ehrlich sind, ist es ja doch so, wenn ich mir eine Hose kaufe, zum Beispiel, da kaufe ich mir drei Stück, online muss ich drei Stück bestellen in drei verschiedenen Größen, um dann festzustellen, dass am Ende keine passt, und ich schicke alle wieder zurück. Da wäre dann schon eine qualifizierte Beratung – in einem Geschäft nämlich – besser. Ich hätte sie gleich mal anprobiert und wenn dann noch jemand so eine Kaufbestätigung gibt, dass man glücklich ist, dass man etwas erworben hat, dann ist es das Beste, was passieren kann. Von daher ist das so ein bisschen eine Geschichte, wo ich gesagt habe, da möchte ich gerne andere Einzelhändler unterstützen. Wir gucken uns dann halt mal den Laden aus verschiedenen Perspektiven an und gucken, dass ich motivierte Mitarbeitende habe. Denn motivierte Mitarbeitende rennen nicht weg, dann muss ich mir auch keine neuen suchen. Es gibt ja so wenig Mitarbeitende da draußen. Der Einzelhandel ist nun mal kein dankbares Geschäft, muss man halt auch mal sagen. Wir haben lange Öffnungszeiten, wir arbeiten samstags und da muss ich auch ein bisschen was für meine Mitarbeitenden tun, dass sie gerne für mich und bei mir arbeiten.
Canan:
Das hört sich doch gut an. Das, was du machst, das Konzept, was du hast, kannst du das so in groben Zügen beschreiben, wie du so arbeitest, was der Inhalt ist und wie du dann vorgehst?
Udo:
Als erstes gibt es mal so eine Ist-Analyse. Wir unterhalten uns, wo sind eigentlich die Probleme? Warum hat sich derjenige vielleicht an mich gewandt? Wir gucken uns mal das Geschäft an. Wie ist es denn, wie läuft es denn, was ist der Status Quo, wie war es früher, wie hat es sich entwickelt? Und letztendlich gucken wir dann tiefer in die einzelnen Punkte, wo ich denke, dass wir als erstes ansetzen müssen, weil das der größte Hebel ist. Das ist eben ganz unterschiedlich. Das kann ein Mitarbeitender sein, das kann der Außenauftritt sein, manchmal ist es so eine Kleinigkeit. Allein ein Google-Business-Profil zu haben, dass man online schauen kann, gibt es das Geschäft, wann hat es geöffnet, das findet man auch bei vielen Geschäften leider immer noch nicht.
Canan:
Welche Bereiche betrachtest du denn, wenn du das Unternehmen und den Unternehmenden selber betrachtest? Das heißt, sein Marketing, seine Mitarbeitenden, das Aussehen des Ladenlokals? Was alles gibt es dann noch in dieser Ist-Analyse an Fragen, die du abfragst?
Udo:
In allererster Linie ist es mal der Geschäftsführende an sich, weil ganz viel hängt an ihm, wie er sich verhält, was er macht, wo er seine blinden Flecken hat. Und das ist wahrscheinlich auch das, was erstmal weh tut, denn man denkt ja immer, man ist perfekt oder das läuft schon alles und die anderen sind dran schuld, wenn etwas nicht so gut läuft. Ganz oft ist es genau andersherum. Dass Mitarbeitende sich nicht trauen etwas zu sagen, weil es könnte ja sein, dass ich dann wieder irgendwie einen Anschiss kriege, oder der Chef kommt, ich verstecke mich mal lieber, ich bin dann nicht auffällig, aber das hilft ja keinem weiter. Und das liegt ja meistens an den Persönlichkeiten, die da so unterwegs sind, die zuallererst einmal bei sich gucken müssen, Mensch, wie gehe ich denn selbst das Thema an. Im zweiten Step dann halt die anderen Geschichten. Die Mitarbeitenden, wie arbeiten sie, wie werden sie geführt, wie ist die Ausbildung der Mitarbeitenden, haben sie denn den Kunden als Wichtigstes im Blick oder ist es eher so ein Störer, der mich bei meiner täglichen Arbeit stört. Das ist oft so ein Missverhältnis, dass man denkt, ach, jetzt kommt schon wieder einer, ich werde wieder nicht fertig, meine Sachen ins Regal zu räumen. Es ist schwierig, nur, wenn keiner mehr kommt, dann braucht man auch nichts mehr ins Regal zu räumen. Das ist dann die andere Geschichte. Von daher gucken wir uns die Themen so der Reihenfolge nach an.
Canan:
Und was sind das noch für Themen? Die Mitarbeitenden, den Auftritt, wie sind da zum Beispiel auch die Finanzen, die Kennzahlen? Sind solche Dinge auch mit dabei?
Udo:
Nein, also nicht, dass wir in die Zahlen gehen. Wir gucken uns natürlich an, wie ist der Umsatz, wie ist die Umsatzentwicklung der letzten Jahre, woran hat es scheinbar gelegen? Aber ich bin jetzt kein Wirtschaftsprüfer, der da tief einsteigt und sagt, hier müssen noch 3 € beim Strom gespart werden und da kann man noch irgendwie beim Toilettenpapier 5 € sparen. Das macht keinen Sinn. Das sehe ich nicht so als meine Aufgabe. Wir gucken uns das sicherlich an, wie die Entwicklung ist und wie man auch Umsatzpotentiale heben kann, aber so richtig tief machen wir die Zahlen nicht.
Canan:
Und wie nennst du das, was du machst? Nennst du das Unternehmensberatung oder Unternehmenscoaching? Unter was fällt das?
Udo:
Also es ist so eine Mischung, heute heißt ja alles Coaching, aber es gibt da Unterschiede. Es ist vielleicht eher so ein Mentoring. Das ich dort da bin, Rückfragen beantworten kann und dass ich Tipps geben kann aus meiner Erfahrung, die ich habe, und so sagen kann, guck mal, vielleicht probierst du es mal so, und den anderen eher zum Nachdenken anrege und sage, die beste Lösung ist immer noch die, auf die man selbst gekommen ist. Weil wenn ich eine Lösung vorgebe und man selbst kann das nicht so richtig für sich annehmen, dann wird man die auch nicht umsetzen. Das ist ja so eine Geschichte. Besser ist, man führt jemanden dahin, dass er das selbst erkennt und sagt, oh Mensch, klar, könnte ich ja machen, tolle Idee, oder irgendwie so in die Richtung. Wenn es dann die eigene Idee ist, dann ist man da viel motivierter und sagt, jippie, lass uns das probieren.
Canan:
Und wenn du dann so einen Unternehmenden kennengelernt hast und ihr habt eine Ist-Analyse gemacht, arbeitest du dann ein Konzept aus und setzt das um? Und ist das auch auf einen bestimmten Zeitraum angelegt? Wie sieht das aus?
Udo:
Also letztendlich sieht es so aus, dass wir 10 Wochen zusammenarbeiten, in der Regel per Zoom, denn ich bin ja deutschlandweit tätig. Wir haben jede Woche Zoom-Termine, wo wir uns austauschen zu den Themen. Ich gebe so ein bisschen Hausaufgaben mit, Fragestellungen, die zum nächsten Mal beantwortet werden und ich werde auf Wunsch auch einmal im Geschäft vorbeikommen und mir das letztendlich vor Ort anschauen.
Canan:
Hast du das irgendwann einmal gelernt? Hast du da eine Coachingausbildung gemacht oder hast du dir alles, was du macht, selbst erarbeitet?
Udo:
Mein größtes Fundament sind die 30 Jahre Berufserfahrung. Ich mache ja seit 30 Jahren nichts anderes. Ich habe eine große Firma, ich habe 50 Mitarbeitende, ich kenne alle Höhen und Tiefen, also Umsatzeinbrüche, aber auch Umsatzspitzen, und Mitarbeitende, die so sind, und Mitarbeitende, die wieder anders sind, die einen verlassen, die kommen. Ich habe alles erlebt. Das ist so das erste. Natürlich habe ich mich in den letzten 10 Jahren in ganz vielen verschiedenen Richtungen weitergebildet, habe Coachingausbildungen gemacht, habe mich zu allen möglichen Themen persönlich weitergebildet, um dann auch mit anderen Leuten anders umzugehen. Erstmal mit mir selbst, das ist ja das Wichtigste, wie gehe ich mit mir selbst um, um dann auch zu sehen, wie kann ich mit anderen umgehen. Wenn ich weiß, dass ich mit starken Persönlichkeiten arbeite, das ist ja schon eine Schwierigkeit, um auf Augenhöhe zu kommen. Und wenn ich mal einen Tritt gegen das Schienbein verteilen muss, dass das auch nicht gleich krummgenommen wird.
Canan:
Da sagst du etwas Wahres. Augenhöhe ist immer ein wichtiger Aspekt, auch im eigenen Unternehmen. Das heißt, dass du all das, wobei du den anderen Unternehmenden unterstützt, das bei dir in deinem Unternehmen auch umsetzt. Das heißt, du hast deine Mitarbeitenden zu deinen Fans gemacht und zu Markenbotschaftern?
Udo:
Genauso ist es. Und zu Versuchskaninchen, wenn man das so sagen darf. Alles, was ich lerne, was ich aufnehme, wo ich denke, Mensch, das ist toll, probiere ich natürlich selbst auch aus. Da bekommen meine Mitarbeitenden schon ganz viel Positives mit. Versuchskaninchen hört sich immer so böse an, aber natürlich habe ich selbst viele Dinge umgesetzt in meiner Firma, die nicht so gewöhnlich sind, sagen wir es mal so. Dinge, die sicherlich auch den einen oder anderen Mitarbeitenden anstrengen, wenn er auf einmal merkt, man muss selbst nachdenken oder er darf selbst nachdenken und er darf auch selbst Dinge in die Hand nehmen und auch verantwortlich für irgendetwas sein. Das ist ja oft so eine Schwierigkeit, dass man sagt, ich lass mal lieber den Chef entscheiden, wenn es schiefgeht, bin ich nicht daran schuld. Da geht es ja gar nicht darum, irgendwie eine Schuldfrage zu finden, sondern zu schauen, wenn man selbständig Entscheidungen treffen kann, dass das mein Arbeitsleben viel positiver beeinflusst, als wenn ich immer alles gesagt kriege und immer nur das mache, was jemand mir vorgibt. Also so eine Checkliste abarbeiten ist einfach, aber das erfüllt einen ja eigentlich nicht. Erfüllung findet man in Selbstbestätigung, in Eigenverantwortung und davon kriegen meine Mitarbeitenden ganz viel.
Canan:
Kannst du uns ein oder zwei Beispiele von Projekten nennen, in denen du deine Mitarbeitenden als Versuchskaninchen benutzt hast?
Udo:
Nein, nicht Versuchskaninchen, das ist so negativ.
Canan:
Nein. Das ist nicht negativ.
Doris:
Eigentlich ist das doch nett gesagt.
Udo:
Also, zum Beispiel lasse ich meine Mitarbeitenden selbst entscheiden, wenn wir Umbauten machen, wenn wir etwas aktualisieren im Sortiment. Dann dürfen sich die zuständigen Mitarbeitenden zusammensetzen und schauen, was gibt es dort Neues, was könnte man machen. Sie nehmen Kontakt mit den Außendienstmitarbeitenden und Firmen auf. Lassen sich dort Sortimente vorstellen und kommen dann letztendlich schon mit einer fertigen Lösung und sagen, das haben wir gemacht und so und so wollen wir das umsetzen. In der Regel macht man das dann auch und wir testen das dann. Aber wir lassen es dann nicht nur so laufen, am Ende sind die Mitarbeitenden auch dafür zuständig, das zu kontrollieren, also zu schauen, wie läuft das neue Sortiment, rechnet sich das, muss man vielleicht nochmal nachbessern oder war das vorher irgendwie besser? Das sind so Sachen, wo man selbst in die Verantwortung gehen muss und sagen muss, ok, hier habe ich jetzt echte Umsatzverantwortung und wenn ich jetzt etwas Neues mache, dann kostet das ja erstmal Geld, spielt es das wieder ein oder nicht oder muss ich nochmal nachbessern. Und nicht, der Chef hat ja gesagt, ich soll das so machen, dann mache ich das so und alles andere ist mir egal. Das wäre so eine Geschichte. Anders sag ich, ich mache sehr viel für meine Mitarbeitenden in Firma. Zum Beispiel kommt einmal im Monat eine Masseurin. Da kann man sich dann während der Arbeitszeit massieren lassen, so präventiv für den Rücken, Schultern, alles, was durch Heben, Tragen usw. belastet wird. Oder meine Mitarbeitenden bekommen jährlich 900 € Zuschuss für die Krankenversicherung, wobei sie letztendlich frei entscheiden können, was sie damit machen.
Canan:
900 € pro Person?
Udo:
Ja, genau.
Canan:
Das ist großzügig.
Udo:
Das ist ein Budget, was sie dann zur freien Verfügung für ihre Gesundheit haben. Zum Beispiel für eine Brille, Osteopathie, Zahnersatz, Zahnreinigung, was auch immer. Das können sie dann frei entscheiden.
Canan:
Super, das hört sich gut an. Was machst du noch Gutes für deine Mitarbeitenden?
Udo:
Das ist so viel. Wir bieten zum Beispiel, was auch nicht üblich ist in einem Geschäft meiner Größe, Mittagessen für die Mitarbeitenden an. Ich habe da 20 Mahlzeiten, wo man auswählen kann und sagen kann, das möchte ich und das möchte ich. Dann wird das im Dampfgarer warm gemacht und dann gibt’s eine ordentliche Pausenverpflegung, so dass auch jeder gut aufgestellt ist. Na ja, und alles andere, so diese üblichen Dinge wie Obstkorb und so, das hat heute jeder. Viele merken aber gar nicht, dass das heute Standard ist. Viele meiner Kollegen stellen einen Obstkorb hin und denken, Mensch, das ist schon das Ei des Kolumbus, damit müssen doch jetzt die Mitarbeitenden motiviert sein. Das kann allerhöchstens so der erste Step in die Richtung Mitarbeiterbindung sein.
Canan:
Ja, auf jeden Fall. Hast du Visionen für die Zukunft und wie sehen die aus?
Udo:
Also, meine Vision wäre, noch einen zweiten Baumarkt dazu zu nehmen, letztendlich da mein Geschäft zu erweitern und natürlich vielen anderen Einzelhandelsgeschäften zu helfen, ihr Geschäft erfolgreich zu machen.
Canan:
Das hört sich gut an.
Doris:
Das ist total spannend. Es ist echt voll cool und sehr interessant, dir zuzuhören. Vorhin hast du ja erzählt, dass auch eine Dame oder ein Herr kommt, um halt den Mitarbeitenden dabei zu helfen, sich gesundheitlich fit zu halten. Das ist ja auch ein ganz wichtiger Faktor. Vor allem weil das Thema Heben und körperliche Arbeit ja definitiv in einem Baumarkt doch schon sehr an der Tagesordnung liegt. Da habe ich mir gedacht, wann kommt jetzt die Adresse, wo können sich die Leute bewerben, wem hilft das, brauchst du überhaupt noch Leute oder kommen die freiwillig? Das ist so die Sache. Viele Mitarbeitende haben tatsächlich in der Coronazeit gemerkt, dass sie sich auch anders orientieren und organisieren können. Ich bin früher auch im Baumarktsektor unterwegs gewesen und habe mich auch sehr viel mit den Marktleitern unterhalten. Diese sagten ganz klar, also, wir haben echt ein Problem, Mitarbeitende zu finden, weil die wohl gemerkt haben, dass es noch etwas anderes gibt, außer im stationären Einzelhandel oder im Baumarktsektor überhaupt zu arbeiten. Was denkst du, woran das liegt?
Udo:
Also, ich kann das gar nicht nachvollziehen, denn ich selbst habe das Problem in meiner Firma nicht. Ich habe ja auch die Coronazeit gehabt und bei mir sind die Mitarbeitenden nicht weggelaufen. Auch jetzt habe ich alle Stellen besetzt. Natürlich schaue ich immer nach neuen Mitarbeitenden. Wenn sich jemand bewirbt und jemand gut ist, dann kann man ihn auch mit reinnehmen. Letztendlich ist ja nur wichtig, dass er zumindest mal sein eigenes Gehalt erwirtschaftet und wenn jemand gut ist, schafft er das auch bei uns. Von daher ist es jetzt nicht so, dass man sagt, ich kann nicht mehr und ich bin schon voll. Einer mehr tut’s immer und es wäre ja auch immer gut fürs Geschäft, wenn genügend Mitarbeitende da sind. Alles andere muss man sich natürlich genau angucken. Ich weiß, es ist eine Schwierigkeit, gerade wenn ich eben samstags bis 20 Uhr – oder wenn man sich die Lebensmittel anguckt, bis 23 Uhr – geöffnet habe. Das ist eine Schwierigkeit und da findet man bestimmt nicht so einfach Mitarbeitende, die das gern machen. Und dann ist es auch immer so die Frage, gehe ich gerne zur Arbeit, gehe ich Kompromisse ein? Es gibt ja auch Krankenschwestern im Nachtdienst und Taxifahrer usw., also es gibt ja Leute, die tatsächlich auch Arbeitszeiten haben, die nicht so schön sind, und ihren Beruf trotzdem gern machen. Da ist eher so die Frage, gehe ich denn gerne dorthin, wo ich hingehe? Dann ist wahrscheinlich die Arbeitszeit das kleinere Übel. Nur wenn es mir sowieso nicht gefällt und ich früh schon sage, jetzt muss ich da wieder hin und die blöden Kollegen oder der doofe Chef, dann fällt es mir natürlich auch leicht, irgendwie zu sagen, sobald ich etwas anderes finde, bin ich hier weg, und suche mir etwas Neues. Das ist ja so die Geschichte und das ist ja dann auch mein Ansatz, zu gucken, wie kann ich meine Mitarbeitenden binden, so dass sie gerne ins Geschäft kommen. Dann brauche ich eben nicht suchen, dann habe ich nicht das Problem, dass ich offene Stellen habe und letztendlich die Arbeit nicht erledigt werden kann, bzw. die Arbeit, die da ist, sich auf den Rücken von weniger Mitarbeitenden verteilt.
Doris:
Ja, die sinnhafte Art und Weise zu arbeiten, das hast du vorhin auch erklärt, das ist zwar auch hier das Thema mit dem Begreifen, mit dem Erfahren, dass man halt selbstbestimmt arbeitet und man auch selbstbestimmt an dem arbeitet, ob man auch sieht, wie das Resultat nachher aussieht. Das Thema der Fehlerkultur, das Thema der Entscheidungskultur, dass man sie vernünftig etabliert, um halt auch die Freizeit selbst zu bekommen, um andere wieder weiterbringen zu können. Und das hast du ja da schön aufbereitet und aufgebaut. Das ist genau das Thema. Was ich total spannend finde, ist, dass du auch mit den Marktleitern selbst in medias res gehst, dann auch mal kräftig den Daumen in die Wunde drückst, das ist auch, glaube ich, gar nicht immer so einfach. Denn man muss auch, wie du schon gesagt hast, den Gegenwind aushalten können. Das ist sehr spannend, weil du tatsächlich mit den Unternehmenden ja schon die Außenwirkung und die Innenwirkung betrachtest. Das machen wir tatsächlich auch und das ist total lustig. Du machst das bloß auf eine ganz andere Art und Weise als wir. Also, wir setzen so hinter dir an. Das ist immer ganz gut, dass wenn die Leute das brauchen, dann kommen wir. Du bist auf jeden Fall der Richtige für die Betrachtung und für die Begutachtung. Wundervoll. Wenn du dem Zuhörenden nur einen einzigen Satz geben solltest, der ihm so deine Gedanken mitgibt und das, was du so die letzten 5 Jahre gemacht hast, was wäre dein guter Gedanke?
Udo:
Fang an! Zu viel Herumdenken auf Dingen ist schwierig. Wenn dir etwas in den Kopf kommt, setze es um und schau, wie es funktioniert.
Man kann immer rumrechnen und sagen, was kostet das, wenn ich das mache? Und dann überlege ich noch ein halbes Jahr und am Ende bin ich keinen Schritt weiter und es ist nicht einfacher geworden. Ich kann Fehlentscheidungen hinterher korrigieren, ich kann wieder etwas einstellen, wenn es nicht geklappt hat, aber es umzusetzen und zu sagen, ja, jetzt Attacke und machen.
Doris:
Ja. Machen ist besser als Denken, nur krasser. Jeder Weg fängt mit einem Schritt an, egal, wie groß oder wie klein dieser ist. Das ist völlig richtig, Udo, und ich danke dir herzlich für dieses Gespräch. So viele Gedanken auf einem Haufen. Ich hoffe, dass die Zuhörenden entweder jetzt anfangen zu laufen und ihre Schritte selbst zu machen oder entweder dich oder uns anrufen und sagen, ich muss den Udo haben. Gar kein Problem.
Also, wenn jemand von euch Zuhörenden Fragen an den Udo hat – in die Shownotes kommen nachher die Kontaktdaten von Udo rein – oder einfach uns anschreiben.
Vielen Dank fürs Zuhören und vergesst nicht, uns zu abonnieren. Hinterlasst gerne eine Bewertung.
Wenn auch du Lust hast, uns in einem Kajütengespräch zu erzählen, wer du bist und was du machst, dann melde dich einfach unter
Bis zum nächsten Mal. Bleibt neugierig und auf Wiederhören.
Hanseatische Grüße