Kajütengespräch mit Lutz Machulez-Hellberg

Ahoi und herzlich willkommen zu einem inspirierenden Kajütengespräch mit Lutz Machulez-Hellberg!

Entdecke die revolutionären Ideen von Lutz Machulez-Hellberg im Kajütengespräch!

Von der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle bis zur Reduzierung des CO²-Fußabdrucks – Lutz Machulez-Hellberg teilt seine spannenden Erfahrungen und Visionen.  

Tiefgreifend, visionär und mit einem Herz für Nachhaltigkeit – Lutz Machulez-Hellberg ist weit mehr als ein Geschäftsführer. Als Familienvater, Verfahrensingenieur und Innovator hat er die Geschäftslandschaft nachhaltig geprägt. Seine Geschichte wird dich inspirieren!

 #Innovation #Nachhaltigkeit #Geschäftsmodelle #Kajütengespräch 

Transkription Kajütengespräch mit Lutz Machulez-Hellberg 

Ahoi und herzlich Willkommen bei den Kajütengesprächen des Neue Hanse Business Clubs. Mein Name ist Doris Stegemann und zusammen mit Canan Ramrath unterhalten wir uns mit Lutz Machulez über seinen Werdegang, seine jetzige Position und seine Auffassungen zu den Themen “Mitarbeitende, Marketing und Nachhaltigkeit”.  

Also, rein in die Kajüte und los geht’s! 

Canan: 

Herzlich willkommen zu unserem Kajütengespräch, lieber Lutz. Ich freue mich, dass du heute mit dabei bist, dass du unser Gast bist. Du musst ja ein Tausendsassa. Erzähl doch mal unseren Zuhörenden, wer du bist? 

Lutz: 

Ja, Canan und Doris, vielen Dank für die Einladung, sehr gerne. Erstmal bin ich Familienvater von zwei wunderbaren Kindern, dann haben wir ein Hund, der heißt Captain. Das passt wunderbar zu unserer Dienstleistung, nämlich Schiffe, Schifffahrt und alles, was mit Im- und Export, quasi wie Amazon oder Zalando für Schiffe, möglich ist. Ich bin Verfahrensingenieur, Biotechnologe, Logistiker und Daniel Düsentrieb für einige Dinge, die es vorher noch nicht gab. Ich habe früher in meinen ersten 10 Jahren Impfstoffe entwickelt, Gefriertrocknung in aller Herren Länder installiert und bin seit 15 Jahren zusammen mit meiner Frau Cornelia einer der geschäftsführenden Gesellschafter der Shipping Material Trading und der Machulez Unternehmensgruppe. Das ist ein Verbund von 7 Firmen und irgendwann habe ich festgestellt, das ist wie Asterix und Obelix, von uns gibt es nicht mehr viele im Mittelstand. Dann haben wir die Hanse 4.0 gegründet. Das ist quasi eine Genossenschaft von anderen Mittelständlern mit Hafenzugang für die langfristige und zukunftsorientierte Rohstoffsicherung der Bundesrepublik Deutschland und aller Baustellen, die nicht von Großkonzernen fair und entsorgt werden müssen, um die Abhängigkeiten zu reduzieren. 

Canan: 

Wie hat sich denn so dein Werdegang entwickelt? 

Lutz: 

Ja, es gibt eigentlich zwei Phasen im Leben, die vor den Kindern und die danach. Die vor den Kindern waren 80-Stunden-Wochen, ohne dass man es gemerkt hat, hat Bock gemacht, hat Spaß gemacht, ich hatte einen tollen Chef, der ist nicht umsonst “der fliegende Holländer” genannt worden. Wir haben also Impfstoffwerke geplant und gebaut, in Neuseeland, in Russland, in Nord- und Südamerika und auch eines in Cuxhaven, das Bio-Kompetenzzentrum hier in Cuxhaven. Da habe ich dann meine Frau kennengelernt und dann haben wir En- mene-mu gespielt. Sie war Logistikerin und wir haben irgendwann mal geguckt und festgestellt, dass wir mehr als 200 Tage pro Jahr nicht in Cuxhaven und sogar in verschiedenen Zeitzonen waren. Da haben wir gedacht, wenn wir eine Familie gründen wollen, dann müssen wir das irgendwie so hinbekommen, dass das an einem Ort und an einem Zeitpunkt stattfindet. Also ist sie in das Familienunternehmen eingetreten, ich habe die Kinder erstmal zwei oder drei Jahre großgezogen und danach bin ich auf 400-Euro-Basis bei meinem Schwiegervater in die Lehre gegangen – Steine und Erden. Na ja, und um den zweiten Teil der Frage zu beantworten. Irgendwann habe ich dann gelernt, was die Qualitätssicherung und die Spezifikation von Steinen so sein können und ich glaube, das ist wie mit dem Briefmarkensammeln. Das ist für Außenstehende erstmal langweilig, aber wenn man dann mitbekommt, wie viele unterschiedliche Spezifikationen für die Industrie es gibt – Asphalt, Beton, Straßenbau, Gartenbau, Wasserbau und ein unglaubliches Spektrum an Logistik auf verschiedenen Steinbrüchen -, dann wird es irgendwann wirklich interessant und dann ist das wie Schachspielen für Große und da bin ich jetzt voll dabei und es macht genauso viel Spaß wie früher in der Biotechnologie. 

Canan: 

Das hört sich gut an. Auf deiner Seite liest sich ja auch, dass du im Unternehmen auch Veränderungen durchgeführt hast in den letzten Jahren. Was sind denn das für Veränderungen? Erzähl mal. 

Lutz: 

Ja, man könnte jetzt hochtragend Changemanagement mit viel Strategie sagen. In Wahrheit ist es natürlich nicht so. Das heißt, die Anforderungen des Marktes, die Anforderungen des Kunden führen automatisch zu Veränderungen. Die wesentliche Veränderung ist, dass man, um CO² einzusparen, sehr viel mehr Verkehr von Schiene und Binnenschiff auf das Seeschiff verlagert hat. Vor 10 Jahren haben wir vielleicht 250.000 Tonnen Material per Schiff gefahren und verteilt, mittlerweile sind es fast 2.000.000 Tonnen. Das heißt, wir haben zusammen mit unseren Kunden Jahr für Jahr ein kontinuierliches, langsames Wachstum hingelegt und diese Kunden eben freundschaftlich in unser Geschäftsmodell eingewiesen. Und das Ganze mittlerweile auch digital und smart, das heißt, das, was wir früher noch wirklich mit Fax in der Schifffahrt – das ist keine 15 Jahre her, man mag es kaum glauben – getan haben, ist eben heute fast vollautomatisch und mit Telematiksystemen unterstützt und das Geschäftsmodell aus “Klein”-Cuxhaven ist mittlerweile in allen norddeutschen Seehäfen ausgerollt, so dass das Modell aus Cuxhaven jetzt in allen Hansestädten und auch allen anderen norddeutschen Städten mit Hafenanbindung zur Verfügung steht. 

Canan: 

Das hört sich spannend an, dass vor 15 Jahren noch Faxgeräte benutzt worden sind, und ich glaube, es gibt immer noch Branchen, in denen das Faxgerät noch heute irgendwo auf dem Bürotisch steht und aktiv benutzt wird. Aber zu digitalisieren, das war ja mit Sicherheit schon visionär für deine Branche. Und wenn das in anderen Städten jetzt auch implementiert ist, herzlichen Glückwunsch. Was für Veränderungen hast du noch angestoßen in den letzten Jahren? 

Lutz: 

Erstmal eine vollkommene und radikale Veränderung des Geschäftsmodells, danach ein Marketing, das mit Vertrauen und Bekanntmachen dieses Geschäftsmodell zu tun hatte, und zum Schluss dann die Umsetzung, auch mit Hilfe der Digitalisierung. Die radikale Veränderung des Geschäftsmodells liegt ganz einfach erzählt darin, die meisten Rohstoffe, die wir hier in der Bundesrepublik Deutschland selber haben: wenige Steinbrüche, in Norddeutschland fast gar keine, wenig Kies, bisschen mehr Sand, aber ganz viel Klei-, Schlick- und Tonboden, womit man eben nichts bauen kann. Da haben wir einfach geschaut, wo kriegen wir denn diese Körnung, die für Asphalt, Beton und andere Industriebauwerke notwendig ist, her, ohne die Umwelt zu zerstören? Und das Wesentliche war ein glücklicher Umstand. Wir haben einen Handelspartner gefunden aus den Niederlanden. Ein familiengeführtes Unternehmen, welches Spülsaugbaggervakuumisierungstelzenselbstlöscherschiffe erfunden hat mit über 21 Patenten an Bord. Die deutsche Sprache ist da sehr genau und kann dieses wunderbare selbstfahrende Konstrukt, quasi ein schwimmendes Kieswerk, wunderbar definieren. Und wir haben das als erster deutscher Händler und Schifffahrtsunternehmen mit hier in die Hafenbauwerke gebracht und sogenannte Seekieswerke hier an Land in Cuxhaven erzeugt. Das ist jetzt wie ein Franchise System, das funktioniert auch in Büsum oder in Hamburg oder in Rostock. Und was daran wirklich toll ist, Diese Spülsaugbaggerschiffe können die Natur kaputt machen, wenn man sie schlecht designed, oder sie können Steuergeld sparen, CO² sparen und die Natur sogar schützen. Ich gebe mal ein Beispiel: Alle Flüsse auf der Welt sind große Sandpumpen. Die Weser, die Ems, die Elbe spülen täglich mehrere Millionen Tonnen Sand weiter nach draußen in Richtung Bucht. Die ständige Unterhaltungsbaggerei des Bundes der Schifffahrtsverwaltung benutzen über 500.000.000 € Steuergelder jedes Jahr, um diese Ablagerungen zu nehmen und aufs offene Meer zu schmeißen und zu verklappen. Das ist natürlich die schlechteste Variante. Wenig effizient. Schiffe werden dabei teuer in eine Richtung genutzt und fahren immer leer zurück. Was unsere Schiffe machen, ist, sie nehmen dieses Produkt, bereiten das an Bord des Schiffes als Baustoff auf und garantieren einen zertifizierten Baustoff, der eben für Straßenbau, Wasserbau, Betonbau genommen werden kann. Es gibt also einen Doppelnutzen. Man zahlt dem deutschen Staat Geld für die Schürfrechte, generiert daraus einen Baustoff, der für die Industrie zertifiziert ist, und schont Ressourcen an Land. Und das ist im Prinzip der Kern unseres Geschäftsmodells, und das ist radikal anders gedacht. Das ist ein Paradigmenwechsel in Deutschland. Wenn man ehrlich ist, haben die Belgier, die Franzosen und die Holländer das schon 20 Jahre länger getan. Deutschland ist aber in einigen Bereichen nicht mehr der Innovationstreiber der Welt, sondern wir sind der Bremsklotz und in ganz vielen Bereichen, gerade, wenn die Verwaltung sehr stark ist, bräuchten wir eigentlich nur kopieren und gucken, was machen die anderen eigentlich besser als wir? Und in diesem Bereich der eben genannten Spülsaugbaggerschiffe ist Deutschland mal vor 50 Jahren Weltmarktführer gewesen, mittlerweile sind wir zwei Generationen in der Technologie hinter den Holländern und insofern ist diese Art der Kooperation sehr positiv gewesen für alle daran Beteiligten. 

Canan: 

Woher holst du dir deine Ideen? 

Lutz: 

Zuhören. Ich denke, das ist das, was ihr auch macht, Canan und Doris. Wenn man erstmal dem Kunden zuhört und die Probleme des Kunden zu den zukünftigen Lösungen des eigenen Geschäftsmodells macht, kann es ja eigentlich kaum schiefgehen. Und als Verfahrensingenieur… Man kann böse sagen, das sind die, die von allem ein bisschen und von nix so richtig eine Ahnung haben. Der Vorteil ist, dass man im Studium natürlich 600 – 700 verschiedene Verfahren erstmal kennenlernt, Bilanzen, also Stoffbilanzen Mengenbilanzen, auch Eurobilanzen selber aufstellt und erst mal guckt, kann das überhaupt funktionieren, also quasi ein Proof of Principle im eigenen Kopf mit sich selber macht, dann mit anderen spricht, geht das? Dann vielleicht an ein bis zwei Standorten schaut, geht das? Und wenn das geht und besser ist als das, was vorher da war, dann im Netzwerk mit vielen ausrollen. In unserer Baustoffbranche dauert es nur etwas länger, weil im Prinzip wie beim Brotbacken vor 100 Jahren die Sachen auch nicht ganz anders waren als heute. Das Endprodukt ist das gleiche. Aber die Logistik und wie man das tut, die hat sich wesentlich verändert. 

Canan: 

Wie gestaltet sich dein Leben als Chef, Familienvater, Ehemann und die anderen vielen Rollen, die du erfüllst? 

Lutz: 

Also das Wichtigste ist, wir sind eher matriarchisch geführt. Das heißt, meine Frau ist die Inhaberin der Machulez Unternehmensgruppe in dritter Generation und zusammen haben wir die vierte auf den Weg gebracht. Es ist sehr schön, eine starke Frau nicht nur an seiner Seite zu haben, sondern als Chefin zu haben. Und sie gibt mir aber die Freiheit, Ideen zu entwickeln und diese auszuprobieren als Entwickler. Das ist natürlich, man könnte sagen, ein Powerteam oder ein gutes Team oder ein Dreamteam. Genau, sie hat die Antennen für die Mitarbeitenden, sie hält aber auch das Geld zusammen und sagt, was wir uns maximal leisten können. Ich probiere dann aus, mit dem, was wir in die Zukunft investieren dürfen, das technische Optimum dabei herauszuholen und die Kunden davon zu überzeugen und mitzunehmen, dass das eine gute Idee sein könnte. In Summe haben wir, seit wir zusammen in der Unternehmung sind, die Mitarbeiterzahlen verdoppelt und die Umsatzzahlen vervierfacht, auch das ist relativ ruhig von Jahr zu Jahr gewesen. Bill Gates hat einmal gesagt, in einem Jahr kann man wenig erreichen, in 10 Jahren aber die ganze Welt verändern und bei unsem Geschäftsmodell in unserem kleinen Bereich haben wir genau das getan. Also, es hat 10 Jahre gedauert, um die Ziele zu erreichen. Jetzt, wo wir sie erreicht haben, können wir uns ein bisschen zurücklehnen, indem eben eingesetzte externe Geschäftsführer das operative Tagesgeschäft machen, meine Frau sich, wie ein Vorstand, sage ich mal, als Gesellschafterin einmal im Monat die Zahlen angucken kann und ich mich auch international um die Beschaffung von Rohstoffen in Norwegen, Finnland, Schweden, Dänemark kümmern kann, so dass das Ganze auf sichere, zukunftsfeste Fundamente gestellt wird. Und wenn die Kinder Lust haben, können sie daran weitermachen, wenn nicht, vielleicht gute Mitarbeiter, die leistungsorientiert Spaß daran haben. Auf keinen Fall jedenfalls werden wir das an einen Konzern übergeben, was wir da aufgebaut haben. 

Doris: 

Was ist eine Vision für die für die Zukunft? 

Lutz: 

Ja, also die Visionen haben im Wesentlichen mit den Antrieben zu tun, denn die Rohstoffe sind, wie sie sind, natürliche Mineralien, Baumineralien, Sand, Kies und Gestein. Das sind nicht nachwachsende Rohstoffe, insofern ist dieser Teil des Geschäftsmodells im gewissen Sinne nicht nachhaltig, man kann sie höchstens im Bereich Recycling noch wiederverwenden, das ist natürlich zum Teil möglich, zum Teil aufgrund von Qualitätsanforderungen nicht. Was man aber machen kann in Zukunft, und das ist jetzt der Teil, den wir in unserer kleinen Machulez Unternehmensgruppe in den nächsten 10 Jahren optimieren wollen, ist die Energiefrage verbessern. Wie macht man das, dass man den CO²-Footprint auf 0 bekommt oder sogar eine CO²-Falle wird, indem man gleichzeitig ein Recyclingbetrieb ist. So, das ist schon seit 70 Jahren bei uns der Fall. Wir sammeln also Schrott, Glas, Pappe, Papier, Karton ein, holen auch die Baustoffe wieder zurück, also Asphaltaufbruch, Betonbruch und da haben wir mal zusammengerechnet. Wir kämpfen gegen einen Dieselverbrauch von 750.000 Liter an. Das ist sozusagen unser CO²-Footprint. Wir sammeln aber relativ viele Rohstoffe ein, die nicht nachwachsen, damit kompensieren wir schon mal ungefähr ein Äquivalent von 500.000 Liter Diesel. Fehlen noch 250.000 Liter und. Diese 250 Tonnen Diesel muss man ungefähr mal drei nehmen, das entspricht ungefähr 750 bis, wenn man schlecht rechnet, 1.000 Tonnen CO². Wir haben dieses Jahr, da sind wir ein bisschen stolz, eine Pelletanlage in Betrieb genommen. Wir stellen 3.000 Tonnen Pellets aus unserer Region eingesammeltem Altholz im Jahr her und das kompensiert sozusagen die fehlenden fast 1.000 Tonnen CO², die wir imitieren. Und CO²-positiv werden wir in der Sekunde, wo wir es schaffen, die Schiffe, die wir chartern und die LKWS, die wir betreiben, eben mit Biomethanol, mit HVO, mit alternativen Kraftstoffen zu betreiben und ich denke, dass das in den nächsten 5 Jahren realisiert sein wird. Dann haben wir den nächsten großen Meilenstein erreicht und das natürlich auch nachhaltig. Allerdings einschränkend muss ich sagen, es gibt noch wenig Kunden, die bereit sind, auch nur ein Prozent mehr Einheitspreis für eine Tonne Sand, Kies oder Steine zu bezahlen, wenn sie wissen, dass sie die CO²-frei geliefert bekommen. 

Doris: 

Das ist natürlich dann auch schon eine ganz, ganz wichtige Sache, vor allen Dingen, wenn man betrachtet, dass das Thema Nachhaltigkeit immer mehr in den Fokus rückt. Das ist schade. 

Lutz: 

Aber man muss dazu sagen, Doris, dass die Definition von Nachhaltigkeit ja gar nicht alleine ökologisch geprägt ist, sondern Nachhaltigkeit ist per Definition ein Dreiklang von drei Säulen. Nämlich erstens soziale Nachhaltigkeit: Wenn ich das für die Ausbeutung von Mitarbeitenden oder der Umwelt tue, geht’s nicht. Dann ökonomisch: Also wirtschaftlich tragbare Modelle müssen langfristig funktionieren, sonst ist es nicht nachhaltig und am Ende eben auch ökologisch nachhaltig. Und wenn ich jetzt Kraftstoffe einkaufe, wie HVO, ich sag mal, aus pflanzlichen Fetten generierte Dieselkraftstoffe, dann kosten die 10 % mehr. Das ist noch kein KO-Kriterium. Sie haben aber gleichzeitig ungefähr 20 % weniger Reichweite. Das heißt, der LKW muss schneller wieder getankt werden. Wenn ich das addiere, sind es ungefähr 20 bis 30 % Nachteil im Vergleich zum marktüblichen und ich kriege keine CO²-Vergünstigungen automatisch vom Staat, dafür, dass ich das tue. Bisschen schizophren in der EU geregelt ist, dass derjenige, der den CO²-Einsparungseffekt erzielt – der Unternehmer, die Unternehmerin – davon nicht unbedingt etwas bekommt. Ich gebe euch mal ein Beispiel. Wenn ich jetzt Stahl einsammle – wir sammeln ungefähr 15.000 Tonnen Stahl jedes Jahr ein – dann werden die CO²-Einsparungen dieses stahlrecycelten Schrotts nicht etwa dem Containerdienst oder uns als Hafenbetrieb angerechnet, sondern der Stahlhütte. Also dem Verbraucher von Koks und Kohle. Das ist ein bisschen eigenartig. Das liegt natürlich daran, Fehler im System, der Mittelstand hat keine Lobby und bei der Berechnung dieser CO²-Emissionssteuer haben natürlich die Stahl-Lobby oder die Mineralöl-Lobby und so weiter eine Stimme in Brüssel, ein kleiner Recyclingbetrieb oder ein Verband der deutschen Recycler nicht. Es wäre also fair, wenn man entlang der Logistikkette und der Supply-Chain die CO²-Einsparung auch in Steuervergünstigungen demjenigen gibt, der anteilig diese CO²- oder Emissionsverminderung auch generiert. Also, wenn ich jetzt nicht mehr mit Diesel fahre, sondern mit einem grünen Methanol und deswegen gar kein CO² bei dem Schrotttransport zum Stahlwerk mehr hätte, dann würde ich gerne davon anteilig partizipieren und deswegen, letzter Satz dazu, habe ich mir überlegt, wie schafft man das, dass man es dennoch hinbekommen – deswegen bin ich IHK-Vizepräsident hier für den Elbe-Weser-Raum – dass man also nicht als Lobbyist für sich selber egoistisch probiert, etwas zu erreichen, das funktioniert nicht, sondern alle 47.000 Betriebe aus Industrie und Handel hier aus dem Elbe-Weser-Raum haben sich eben zwei Ziele gesetzt. Einmal CO²-Reduzierung durch Hochfahren einer eigenen Wasserstoffwirtschaft mit Versorgung – hier fährt auch zum Beispiel der erste Wasserstoffzug der Welt von Cuxhaven über Bremervörde nach Hamburg -, als auch ein direktes Gesprächsrohr über David McAllister zum Beispiel und andere nach Brüssel. Und man merkt jetzt so nach 7 bis 8 Jahren, es beginnt Früchte zu tragen. Es sind in der Juris, also im Gesetzgebungsverfahren, erstmalig über die IHK Gesetzesentwürfe da, die eben auch dem Mittelstand anteilig Vorteile im CO²-Emissionshandel bringen, und ich hoffe, dass das auch bei Schiffen demnächst passiert. Das ist allerdings noch ein größeres und dickeres Brett, was man bohren muss, weil da die IMO, also die International Maritime Organisation, dahintersteckt. Und das ist ja nunmal eine weltumspannende Organisation. Das mache ich dann frühestens nach der Rente. 

Doris: 

Meine Güte, da hast du auf jeden Fall visionär noch eine Menge vor und du hast auch schon viel angestoßen. Das ist ja der Wahnsinn. Ich hab zwischendurch mitnotiert, irgendwann ist mein Blatt voll gewesen, es ist Wahnsinn. Ich find übrigens total toll, dass dein Hund Captain heißt. Das ist klasse und was ich total toll finde, so aus der Marketingbrille heraus, dass du so in Bildern sprichst. Asterix und Obelix und was du da alles wunderschön hattest und die zwei Phasen, die kann ich auch sehr gut nachvollziehen, die du hattest. Ich bin tatsächlich auch in der in der Phase mit den Kindern jetzt. Irgendwann wird es übrigens wieder eine Phase ohne Kinder geben. Das wird auch für dich eine spannende Phase werden, da bin ich mal gespannt und ich freue mich darauf, mich weiter mit dir darüber zu unterhalten. Was ich mir auf jeden Fall aufgeschrieben hab und das werde ich beim nächsten Galgenmännchen nutzen, dieses wundervolle Wort warte mal, wie war das? Spülsaugbagger-Selbstfahrschiff? 

Lutz: 

Genau Spülsaugbaggervakuumisierungsstelzenselbstlöscherschiff. 

Doris: 

Ach, das war das Wort. 

Lutz: 

Genau, das ist im Prinzip ja ein Schiff und die Stelzen, das sind Ankerpfähle, die können sich selber im Fluss festhalten, so dass man keinen Anker an der Kette werfen muss oder nicht festmachen muss. Das ist ein Patent. Teleskopierbare Rohre fallen nach unten und halten das Schiff an der Stelle fest, wo es ist. Superschiff, bei dir im Hintergrund ist die Hansekogge, die konnte das noch nicht. Da hatten die Kapitäne oder Kapitäninnen Angst, dass es bei Sturm weggerissen wird. Das kann mit dem modernen, teleskopierbaren Anker nach unten nicht passieren. Und was wirklich eine Besonderheit ist, das kann man sich leicht in Bildern vorstellen, um die Ware zu vakuumisieren, also zu trocknen – wenn du Sand oder Kies aus dem Fluss oder aus dem Meer holst, dann ist es salzhaltiges Wasser, das darf aber im Produkt nicht an Land kommen, da willst du ja auch nicht das Grundwasser, also das Süßwasser, mit Salzwasser in Verbindung bringen, also kontaminieren. Deswegen ist es einfach clever, wenn du das Schiff unten mit zwei Böden, also mit einem Doppelboden ausstattest. Die Vakuumpumpe, die den Sand oder Kies an Bord des Schiffes saugt, wird dann benutzt, um die Ware zu vakuumisieren, sprich zu trocknen. – Das heißt, das Salzwasser wird aus der Ware gleich wieder rausgetrocknet und man kann dann in einem sogenannten Trocken-Selbstlöscher-Mechanismus die Ware an Land bringen und hat dann darin gar kein Wasser mehr. Die Kunden wollen ja auch kein Wasser kaufen, sondern bauen Mineralien. Also man hat eine Triple-Funktion in dieser einen technischen Lösung und das hört sich relativ einfach an, aber wenn ihr beide jetzt euch geistig an Bord eines Schiffes nehmt, die Vakuumpumpe ist größer als ein Einfamilienhaus. Also, der wuppt über 50.000 KW und damit könnte man eine Kleinstadt mit Strom versorgen. Es ist also in der Sekunde, in der man saugt oder vakuumisiert einmal viel Energie notwendig, das ist aber ein relativ kurzer Prozess. Nach einer halben Stunde ist die Ware absolut technisch trocken. Das hat natürlich wirklich den Vorteil, dass man dann keine Luft oder vor allem kein schweres Wasser durch die Gegend fährt, sondern nur das Material, die Ware, die man transportieren möchte und da auch wieder CO²  und die eigentlichen Transporte per Schiff mit der Schiffsschraube spart. Dafür braucht man weniger als 10 % der Energie, die eigentlich an Bord dieses Schiffes installiert ist. Na ja, vielleicht können wir das nächste Hansetreffen ja an Bord eines Schiffes machen. Das wäre doch dem Namen sehr gerecht. 

Doris: 

Oh, das ist eine super Idee. Ich finde das total gut. Also ich werde mir den Namen auf jeden Fall aufschreiben. Für alle die Hörenden, die diesen Namen, also diesen Spielsaugbagger auch für ihr nächstes Galgenmännchen nutzen wollen, der ist in der Transkription. Ich freue mich schon darauf. Aber grundsätzlich, ich brauch gar nicht mehr die Frage stellen, wie du dazu stehst, zum Thema Nachhaltigkeit, Mitarbeitende und wie das Thema Marketing bei Dir ist, weil du hast es schon komplett erzählt. Das ist ja Wahnsinn und das ist total toll. 

Lutz: 

Ja, wobei ältere Menschen so wie ich – ich bin jetzt oder werde jetzt 50 gehen, gehe in mein 50. Lebensjahr, definieren das vielleicht noch etwas anders. Junge Menschen, wenn jetzt neue Mitarbeitende, zum Beispiel Azubis, zu uns kommen, die Fragen das nicht als sechstes oder siebtes wie ältere Mitarbeitende, sondern als erstes. Die fragen im Prinzip, was kann die Firma für mich tun und wie ist denn das bei euch mit dem Thema Nachhaltigkeit? Und insofern, klar, als Recyclingbetrieb ist es immer schon ein wichtiges Thema gewesen, aber in den letzten drei bis vier Jahren haben meine Frau und ich gesagt, das ist im Prinzip das wesentliche Leitbild aller unternehmerischen Entscheidungen, die wir in Zukunft noch treffen. Wir investieren in nichts, wo wir nicht der Überzeugung sind, dass man es entweder jetzt schon als nachhaltig bezeichnen kann oder in den nächsten Jahren technologisch in eine nachhaltige Produktentwicklung, Produktion oder Servicedienstleistung für den Markt generieren und transformieren kann. Wenn man das sehr konsequent tut, scheiden 70 bis 80 % aller Investitionsideen schon aus, hat aber auch den Vorteil, man muss sich mit weniger, was noch in Frage kommt, beschäftigen. 

Doris: 

Ganz, ganz wichtig. Genau. Ich wollte noch eben kurz eine Schlussfrage stellen und dann gehen wir auch schon zum Ende des Podcasts über. Es ist ja so, du hast es gerade schon das Thema der Mitarbeitenden genannt – also, wir älteren Leute, da ist ja immer die Frage, wie alt man sich fühlt. Grundsätzlich ist es so, dass halt viele Mitarbeitende oder vor allen Dingen jüngere Mitarbeitende schon viele Fragen stellen. Es ist aber auch so, dass viele Unternehmen damit hadern, sich genau auf diese Art und Weise einzulassen, sich bei den Mitarbeitenden oder bei zukünftigen Bewerbern zu bewerben. Du hast es gerade schon so ein bisschen angerissen. Wie stehst du dazu oder wie siehst du das, warum so viele solche Probleme haben, Mitarbeitende zu finden? So als letzten Fragesatz hier noch für dich. 

Lutz: 

Ich denke, dass gerade der Mittelstand ein Riesenproblem hat, weil eben keine überregional bekannte Marke dahintersteht. Porsche hat 50mal mehr Bewerberinnen und Bewerber, als sie einstellen wollen und können. Ein Handwerksbetrieb, im schlimmsten Fall jemand, der auch noch etwas anzubieten hat, was nicht sexy ist, Maurer, Fleischer, Friseur. Also, bei der IHK kriege ich ja täglich mit, fight for talents, wie schwierig das ist, wenn man sich davon positiv absetzen muss, muss man ein Teamspirit schaffen, eine Story haben und irgendwo etwas anbieten, wo die jungen Leute Bock drauf haben. Und genau da sind Männer mit weißen Haaren oder ohne Haare schwierig und gar nicht gut. Meine Frau hat irgendwann gesagt, wir stellen jetzt jemanden ein, eine gestandene Frau mit Persönlichkeit, die nennen wir Human Resources. Diese bespielt gerne noch ein bisschen Social-Media und kann mit einem Azubi zusammen diesen Kanal bespielen und ehrlich gesagt, seit wir das tun, ist die Anzahl der Initiativbewerbungen, dass man quasi immer auch auf der eigenen Homepage 7 bis 8 offene Stellen hat, selbst wenn man gar nicht weiß, wo man diese jungen, tollen Leute hinbekommt, die werden eingestellt. Und die finden auf jeden Fall einen guten Job, wenn die cool drauf sind und gut sind und Bock drauf haben. Am Ende stellt sich immer die Sinnfrage. Wenn ein Unternehmer, ein Unternehmen, eine Unternehmerin nichts tut, was unsinnig ist,  dann merken das auch alle Mitarbeitenden. Und wir als Unternehmen tun nichts, wofür wir wirklich Werbung machen müssen. Wir entsorgen Dinge, halten also die Umwelt sauber. Wir transportieren Güter, die vor 1.000 Jahren auch schon transportiert wurden, wenn irgendwas gebaut werden soll, Straßen, Brücken, Häuser, dann wird es das immer geben, führen das möglichst im Kreislauf. Wir machen auch so Dinge, die wenig bequem sind, Winterdienst, Tankreinigung, irgendwelche Dinge hier in der Fischindustrie. Es ist nicht immer schön, aber es ist immer sinnvoll und das erkennt jeder Mitarbeitende ab dem ersten Tag. Wir stellen zum Beispiel auch Baggerfahrer nichtdeutschen Hintergrundes ein, sogar Analphabeten, wenn die Leute gut Bagger fahren können und da Bock drauf haben. Dann ist das die Leistung und der Respekt, den wir diesen Mitarbeitenden und andersrum der Mitarbeitende dem gesamten Team und nicht meiner Frau und mir gegenüber zeigt. Das ist viel wichtiger und sinnerfüllender, sinnstiftender als jedes Zeugnis. Selten gucken wir uns, ehrlich gesagt, noch entsprechende Schulnoten an. Die spielen kaum bis gar keine Rolle und von der Bewerbung bis zur Einstellung auf dem Azubi-Speed-Dating dauert weniger als 5 Minuten und da stehen nicht die Chefs, sondern der Abteilungsleiter, die Dame aus den Human Resources und die ehemaligen Azubis. 

Doris: 

Das ist mein Wort. Wundervoll. Lutz, vielen Dank. Das ist ja Wahnsinn. Es ist ja eigentlich so ein Erfolgskonzept, was du da gerade hingelegt hast. Ich hoffe, jeder hat gut zugehört und wenn nicht, soll er einfach noch mal nachfragen. Also grundsätzlich entweder bei dir oder bei uns und wir helfen sogar dabei, wenn die Marke dann noch nicht ganz steht. Das funktioniert dann auch. Lutz, du hast ja jetzt gerade das Thema der Phase vor den Kindern und nach den Kindern, das Thema “Wie bekomme ich Mitarbeitende” und das Thema “Nachhaltigkeit” an. Wenn jetzt jemand von dir einen einzigen Satz, und das ist kein Schachtelsatz, auf jeden Fall noch bekommt, was für dich extrem wichtig war im Bereich deiner Richtungsfindung und des ganzen unternehmerischen Daseins, welcher Satz wäre das? 

Lutz: 

So zuhören, dass die Probleme der Zukunft in das Geschäftsmodell eingebunden werden können. Das ist im Prinzip der Erfolgssatz. Vielen Dank euch beiden. 

Doris: 

Perfekt. Lieber Lutz, vielen lieben Dank für das tolle Gespräch. Es ist Wahnsinn und das ist echt toll, was du da gerade erzählt hast. Ich hoffe, jeder der zugehört hat, hatte auf jeden Fall genauso viel Spaß wir. Also ich habe da ganz viele tolle Sachen aufgeschrieben.  

Das war’s für heute mit unserem Kajütengespräch. Vielen Dank fürs Zuhören und vergesst nicht, uns zu abonnieren.  

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Bis zum nächsten Mal. Bleibt neugierig und auf Wiederhören.  

Lutz: 

Tschüß Canan, tschüß Doris. 

Doris und Canan: 

Tschüß